| Bielefeld (bi)
Eine weitere Tierart im Bielefelder Heimat-Tierpark Olderdissen war erfolgreich bei der Nachzucht: In der Anlage der Rebhühner (Perdix perdix) tummeln sich seit Anfang Juli neun Küken. Auch hier sind die Jungtiere später als sonst geschlüpft – normalerweise um Mitte Juni herum. Somit setzt es sich fort, dass das Fortpflanzungsjahr 2024 etwas verspätet verläuft. „Da die kleinen anfangs zeitweilig durch die Gitter aus der Anlage huschen konnten, musste ein Brett vorgemacht werden, was aber die Einsicht behindert. Leider war das aber unumgänglich für uns“, erklärt Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler. Die Rebhühner in Olderdissen befinden sich in einer der großen Anlagen der Volierenreihe auf dem Weg zum Bärengehege.
„Rebhühner sind ganz besonders liebenswerte Hühnervögel und in unserer Landschaft leider selten geworden, da sie kleinteilige Offenlandschaften brauchen“, erzählt Ibler. Der ursprüngliche Lebensraum sind Heide- und Steppenlandschaften Europas und Asiens. Das Rebhuhn ernährt sich von Sämereien, Wildkräutern und Getreidekörnern. Insekten, die besonders proteinreich sind, werden gerade während der Brutzeit gerne gefressen und an die Küken verfüttert. Um die Jungen führen zu können, darf der Bewuchs allerdings nicht dicht sein. „Das ist auf unseren heutigen Getreideanbauflächen jedoch ein Problem“, bedauert der Tierparkleiter. „Zudem werden in der intensiv genutzten Agrarlandschaft Feldraine und Wegränder immer häufiger untergeackert, sodass die Tiere weniger Wildkräuter finden. Leider hat auch die Insektenbekämpfung in der Landwirtschaft einen schlechten Einfluss auf die Rebhühner. Zudem sind die Bestände in der Natur auch mitunter großen Schwankungen unterworfen“, so Ibler.
Die Balz der Rebhühner ist im Frühjahr. Ihre Rufe sind oftmals noch zwischen 20 und 21 Uhr zu vernehmen. Damit sind sie häufig die letzte Vogelstimme, die in der Feldflur zu hören ist. Die Brutzeit ist Mitte April bis Juli mit Schwerpunkt im Mai; ein Gelege umfasst acht bis 24 Eier; die Brutdauer sind etwa 25 Tage. Die nestflüchtenden Küken trifft man normalerweise bereits um Mitte Juni zusammen mit ihren Eltern in „Ketten“, wie die Familienverbände heißen, an. Bei Gefahr drücken sie sich auf den Boden. Über den Winter über bleibt der Familienverband zusammen.
„Die Rebhühner im Bielefelder Tierpark sollen für den Schutz dieser schönen Vögel in der Natur sensibilisieren“, betont der Tierparkleiter. Eine ganze Reihe von Initiativen und Gemeinden in Deutschland engagiert sich mittlerweile mit Projekten im Rebhuhnschutz. Diese kann man zum Beispiel durch den Kauf von Produkten unterstützen, die rebhuhnfreundlich hergestellt bzw. angebaut worden sind. Hierzu zählen Backwerk aus alten Weizensorten wie Dinkel, Einkorn und Emmer oder auch bunte Kartoffeln.